Pressemitteilung der Anwälte der Familie Bektas zum 10. Todestag von Burak Bektas

Am 5.4.2022 jährt sich der Tod des Sohnes und des Bruders unserer Mandant*innen, Burak Bektas, zum 10. Mal. Noch immer ist kein Täter verurteilt. Es ist nicht einmal ein Tatverdächtiger ermittelt. Wie kann das sein?

Unsere Mandant*innen verstehen nicht, warum nicht alles dafür getan wurde, den Mord an ihrem Sohn und den Mordversuch an seinen Freunden Alex und Jamal aufzuklären.

Die Fragen, die die Eltern sich stellen, sind immer noch nicht beantwortet: War Rassismus das Motiv? Warum erinnert die Tatausführung so sehr an den NSU, der sich ein halbes Jahr vor dem Mord an Burak selbst enttarnt hatte? Welche Unterstützer hatte der NSU in Berlin, in Neukölln, und welche davon sind nach wie vor nicht ermittelt? Gibt es Kontakte der Neonazis in die Sicherheitsbehörden? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Mord an Burak und der rechtsextremen Serie von Brandanschlägen in Süd-Neukölln seit 2011?

All diese Fragen sind nicht beantwortet. Erst am Freitag hat die Berliner Staatsanwaltschaft eine kurzfristige Pressekonferenz zum Stand der Ermittlungen abgehalten. Unsere Mandant*innen hat sie nicht informiert und nicht eingeladen. Gleichzeitig bleibt das Unverständnis, warum Hinweisen aus der Bevölkerung und der Familie nicht oder erst sehr spät nachgegangen wurde. So haben die Ermittler in einer Fallanalyse untersucht, welche Beweggründe der Täter gehabt haben könnte. Die Hypothese, dass der Mörder von Burak ihn und seine Freunde (allesamt PoC) aufgrund eines rechten bzw. rassistischen Motivs attackiert hat, haben die Ermittler nicht aufgestellt. Diese Nachlässigkeit besorgt uns.

Wir geben die Hoffnung aber nicht auf. Im Namen der Familie bedanken wir uns bei allen, die die Familie seit 10 Jahren unterstützen, die Initiative für die Aufklärung des Mordes, alle die, die für die Aufklärung demonstriert haben, sich im Abgeordnetenhaus damit beschäftigt haben oder auch als Journalist*innen.

Der Mord an Burak hat nicht nur Bedeutung für die Eltern und die Geschwister und Buraks Freunde. Er hat auch Bedeutung für die gesamte Bevölkerung Neuköllns und Berlins.

Es darf nicht sein, dass Menschen in unserer Stadt in Angst leben müssen, aus Rassismus angegriffen und sogar ermordet zu werden. Auch deswegen ist es so wichtig, dass dieser Fall restlos aufgeklärt wird und der Täter zur Rechenschaft gezogen wird.

Wir hoffen, dass auch der beginnende Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus dazu beitragen wird, aufzuklären, warum gerade in einem frühen Ermittlungsstadium nicht alles versucht wurde, den Mord aufzuklären und warum nicht sofort gründlich in Richtung eines rechtsradikalen Tatmotivs ermittelt wurde.

Berlin, den 04.04.2022

Rechtsanwälte Dr. Mehmet Daimagüler, Ogün Parlayan, Onur Özata, Dr. Lukas Theune

Kontakt

Rechtsanwalt Onur Özata, 030 / 39 49 41 71 / info@anwalt-oezata.de Rechtsanwalt Dr. Lukas Theune, 030 / 23 56 44 36 / theune@akm-berlin.de

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