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Racial Profiling - Schwarze Menschen und People of Color sehen sich unter
Generalverdacht, ebenso sieht sich die Polizei
von Sören Christian Reimer
Vor einigen Jahren sitzt Sylvie Nantcha im ICE von Berlin nach Freiburg. Drei Polizisten streifen durch den Zug - und fragen sie plötzlich nach ihrem Ausweis. Als einzige unter den rund 100 Mitreisenden in dem Wagon. Es sei eine Routinekontrolle nach dem Zufallsprinzip, erwidern die Beamten auf ihre Frage nach dem Grund. Das glaubt sie nicht. Die promovierte Germanistin ist sicher: Sie wird wegen ihrer Hautfarbe kontrolliert. Sie will ihren Ausweis nicht zeigen, bittet, auch die anderen Fahrgäste zu kontrollieren. Man diskutiert, einer der Polizisten fragt schließlich nach dem Ziel ihrer Reise. Freiburg - dort sitze sie im Übrigen im Stadtrat, lautet ihrer Antwort. "Darauf haben sich die drei angeguckt, sich entschuldigt und sind gegangen", erinnert sich die CDU-Politikerin.
Nantcha kann von solchen Erfahrungen nicht nur aus eigenem Erleben berichten. Sie ist Initiatorin und Bundesvorsitzende von The African Network Germany (TANG), einem Zusammenschluss von mehr als 800 Vereinen und Einzelpersonen afrikanischer Herkunft: "Wir bekommen fast täglich Rückmeldung von Betroffenen, die den Eindruck haben, dass sie kontrolliert worden sind, nur weil sie Schwarze Menschen sind." (Verbände wie TANG schreiben Schwarze Menschen als Selbstbezeichnung groß.)
Genannt wird dieses Phänomen "Racial Profiling". Das bedeutet, die Polizei lässt sich bei ihren Kontrollen vor allem von äußerlich unveränderlichen Merkmalen wie der Hautfarbe beziehungsweise der ethnischen Zugehörigkeit leiten. ...